Sail Amsterdam 2025

 

Die Sail Amsterdam ist vermutlich das weltgrößte Treffen von großen und kleinen Segelschiffen. Sie findet alle 5 Jahre statt. Und vor 5 Jahren waren wir auch in Amsterdam - allerdings fiel da dieses Event wegen Covid ins Wasser. Amsterdam ist ohne viele Segelschiffe auch immer eine Reise wert - aber die Sail ist die Sail. 

Es war gigantisch! Jede Menge Großsegler waren vor Ort, dazu hunderte von kleineren Traditionsseglern sowie etliche Repliken alter Segelschiffe - eins davon findet sich (mehrfach) als Modell auch auf dieser Website. 

Steigt man in Amsterdam Centraal aus dem Zug, steht man direkt am Nordseekanal. Als wir am Mittwoch Nachmittag ankamen, erlebten wir noch den Rest der Einlaufparade und bekamen einen ersten Eindruck von dem, was uns hier bis Sonntag erwartet. Täglich waren wir auf dem großen Hafengelände, besuchten viele Schiffe und hatten die große Freude, mit einigen der Mitsegelnden auf unserem Karibiktörn eine private Bootstour zu erleben, die uns dann die an den Kais liegenden Schiffe auch noch von der Wasserseite zeigten. Die Auslaufparade am Sonntag war dann der krönende Abschluss.

Noch ein Satz zur Organisation: Trotz der Menschenmassen - man sprach von über 2 Mio Besuchern - gab es keine für uns erkennbaren größeren Probleme. Sehr positiv war, dass es überall kostenlose Trinkwasserstellen und Ladeboxen für die Smartphones gab; auch die Fähren fuhren kostenlos. Lediglich die eigens für die Sail entwickelte App ist deutlich verbesserungswürdig; sie gab oftmals keine bzw. nur verwirrende Orientierung. Aber an allen Ecken standen Guides, die hilfreich und nett waren. 

Nun aber zu den Hauptakteuren der Sail, den Schiffen. Ich zeige sie hier in drei großen Blöcken: Großsegler, Repliken historischer Schiffe und alles, was sonst noch mit Masten und Segel vor Ort war. Aber speziell bei der letzten Kategorie erhebt diese Seite keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Großsegler

 

Aus dem Oman kam das Vollschiff Shabab Oman II. Sie ist ein sehr junges Schiff, gebaut wurde sie in Rumänien, der Stapellauf erfolgte 2013, die finale Ausrüstung wurde dann in einer holländischen Werft vollzogen. 2014 erfolgte dann die Indienststellung als Marineausbildungsschiff der Royal Navy of Oman. 

 

Die 1983  bei Blohm & Voss in Hamburg gebaute NRP Sagres dient seit 1962 in Portugal als Segelschulschiff. Die Galionsfigur zeigt Heinrich den Seefahrer, der - auch wenn sein Name das nicht unbedingt vermuten lässt - in Porto geboren wurde und als Schirmherr und Auftraggeber vieler Forschungsreisen maßgebliche daran Anteil hatte, dass Portugal im 15. Jahrhundert eine der größten Kolonial- und Seemächte dieser Zeit wurde.

Einen besonders schönen Anblick lieferte die schmucke Dreimastbark bei der Auslaufparade, als sie unter Segeln die Heimreise antrat. 

 

Der für mich schönste Großsegler war mit Abstand die Stad Amsterdam. An diesem Schiff stimmt einfach alles. Die schnittige Linien und das imposante, den früheren Klippern nachempfundene Rigg lassen einem die Augen glänzen. Hier war auch der Andrang zu jeder Zeit enorm groß - klar, bei diesem "Heimspiel" wollten natürlich speziell die Holländerinnen und Holländer "ihr" größtes und schönstes Schiff besuchen. Bei der Auslaufparade am Sonntag bildete die Stad Amsterdam dann den abschließenden Höhepunkt. 

 

Eine alte Bekannte ist die Dar Młodzieży. Das 1981 gebaute Vollschiff trifft man regelmäßig auf Sails und ähnlichen Veranstaltungen. An sich ein schmuckes Schiff - aber ich gebe zu, die Heckpartie will mir einfach nicht gefallen... 

Bei der Auslaufparade bot sie mit ihren Seeleuten, die in den Wanten standen, einen tollen Anblick. 

 

Aus Deutschland waren zwei Großsegler vor Ort. Hier haben wir jetzt die Alexander von Humboldt II. Die 2011 vom Stapel gelassene Bark ist als Jugend- und Ausbildungsschiff unterwegs auf Ost- und Nordsee, aber auch in der Karibik und dem Atlantik. Schon ihre grünen Segel und der grüne Rumpf sind stets ein Hingucker und ein unverwechselbares Markenzeichen.

 

Vermutlich das bekannteste deutsche Segelschiff ist die Gorch Fock II. Das Segelschulschiff der Bundesmarine erstrahlt ja seit der umfangreichen Restaurierung vor wenigen Jahren in neuem Glanz. Schon einige Male haben wir sie gesehen, aber es bisher nicht geschafft, auch mal an Bord zu gehen. Hier in Amsterdam hat es nun endlich geklappt. Und natürlich wurde wieder einmal die Jack-Aubrey-Order aus DEM Film erfüllt: "Geh ans Ruder, Bonden!" 

 

Aus Norwegen war die Christian Radich da. Dieses Vollschiff ist nach dem Kavallerie-Offizier, Unternehmer und Reeder Christian Radich (1822 - 1898) benannt. Das Schiff hatte 1937 seinen Stapellauf und wurde noch im selben Jahr in Dienst gestellt.  Bis 1999 fuhr sie als Schulschiff, seit dem kann man mit dem Dreimaster auf Charterfahrt gehen. Eine noch von Radich gegründete Stiftung, die bis heute existiert, ermöglicht in den Sommermonaten Touren von einigen Tagen Dauer für bis zu 80 Schüler. 

 

Ein wirklich gewaltig großer Viermaster kam in Gestalt der Bark Union aus Peru. 2012 auf Kiel gelegt, hatte es 2016 seine Jungfernfahrt und dient seit dem als Segelschulschiff der Peruanischen Marine. Es ist das derzeit größte Schulschiff Lateinamerikas und war auch in Amsterdam der größte unter den Großseglern. Bei der Auslaufparade waren seine roten und weißen Stagsegel sowie die in den Wanten stehenden Matrosen ein Hingucker. 

 

Ob man die Bark Europa mit ihren 56 m Länge über alles noch als Großsegler bezeichnen kann, sei mal dahingestellt. Aber sie macht genau das, was die allermeisten größeren Segelschiffe auch machen: Sie ist auf allen Weltmeeren unterwegs. So ist sie z. B. regelmäßig in der Antarktis zu finden. Sie hat mehrfach den Erdball umrundet und ist um Kap Hoorn gesegelt. Das erste Mal trafen wir sie vor einigen Jahren vor der portugieschen Algarveküste. Die Europa hat eine lange und wechselvolle Geschichte. 1911 in Hamburg als Feuerschiff gebaut, wurde sie erst im Jahr 1994 nach langer Umbauzeit als Dreimastbark eingesetzt. 

 

Aus bekannten Gründen fehlten in diesem Jahr die russischen Schiffe. Die unter französischer Flagge fahrende Bark Belem erinnert zumindest durch die Rumpfbemalung an die russische Kruzenstern. Seit 1896 auf dem Wasser, kann das Schiff auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurückblicken. Wie fast alle Segelschiffe der damaligen Zeit wurde sie als Frachtsegler gebaut. Sie wechselte dann mehrmals Besitzer und Flagge, war britische Luxusjacht und italienisches Schulschiff. Zweimal entging sie knapp großen Katastrophen (Vulkanausbruch des Mont Pelé auf Martinique 1902, Erdbeben in Japan vor Yokohama 1924). Seit 1983 ist ihr Heimathafen Nantes, nun fährt sie für zahlende Gäste.

 

Auf der nächsten Seite geht es weiter mit den Repliken historischer Segelschiffe.