Mein erster Törn mit der Hendrika Bartelds

 

2015 hatte ich erstmals die Gelegenheit, an Bord der HENDRIKA BARTELDS beim alljährlich stattfindenden Frühjahrssegeln (welches früher auch mal im Herbst stattfand...) dabei zu sein.

Die HENDRIKA BARTELDS ist ein Dreimastgaffeltopsegelschoner. Sie wurde 1918 als Heringslogger zu Wasser gelassen und erst nach der Außerdienststellung zum Segelschiff umgebaut. Sie fährt unter holländischer Flagge; der Skipper ist aber ein waschechter Berliner. Er und eine Matrosin waren dann auch schon die Besatzung, die noch durch unseren Smutje Klaus, der diese Fahrt alljährlich organisiert, ergänzt wurde. Die über 30 Mitsegelnden, zu denen ich nun auch gehörte, packen selbstverständlich mit an, sei es bei Segelmanövern, der Schiffsreinigung und allem, was zur Verpflegung dazugehört, also Tisch decken, Abwaschen, Kartoffeln schälen, Gemüse putzen und und und... Dazu sind alle in Gruppen eingeteilt, die Dienste wechseln täglich, so dass am Ende der Fahrt alle alles gemacht haben, die Arbeit gerecht verteilt ist und jede und jeder ausreichend Zeit hat, die Fahrt zu genießen. Und klar ist, dass bei Segelmanövern alle mit anpacken müssen, damit das Schiff voran kommt.

 

Tag 1 und 2

Mitte April ist es auf der Ostsee noch recht kühl; man ist also gut beraten, sich nicht nur seefeste, sondern auch warme Sachen in den Seesack zu packen.

Von netten Menschen, die nicht zum ersten Mal bei diesem Törn dabei waren, hatte ich aber ausreichend Tipps bekommen, so dass ich gut gewappnet an einem Freitagabend an der Blücherbrücke in Kiel an Bord ging. Der Abend diente dann der allgemeinen Begrüßung und Vorstellung, wobei die meisten sich schon kannten. Mit mir waren drei weitere Neulinge dabei, aber wir wurden sehr schnell in die Gemeinschaft integriert.

Am nächsten Tag hatte ich Frühstücksdienst, so dass das mit Ausschlafen schon mal nichts war. Ich, der sonst eher ein Spätmensch ist, war aber schon deutlich eher wach, noch bevor mein Wecker meine anderen 3 Kabinenkameraden (die alle andere Dienste hatten als ich) aus dem Schlaf reißen konnte. Durch zeitiges Aufstehen hat man übrigens keine Mühe, eine freie Dusche zu finden (es gibt insgesamt 4), und noch bevor die Arbeit in der Messe losging, ging ich an Land, um ein paar erste Fotos zu machen.

Nach dem Frühstück in der Messe (im ersten Bild die noch nicht fertig gedeckten Tische) musste noch der Kompass kalibriert werden; dazu tuckerten wir mehrere Schleifen unter Motor in der Kieler Bucht. Immerhin konnten wir einen Blick auf die Gorch Fock werfen. Aber alle warteten darauf, dass die Menschen, die für die Kompassnummer extra an Bord gekommen waren, endlich mit ihrer Arbeit fertig waren und es so richtig losgehen würde.

Am Ufer lag ein weiteres Segelschiff; die Entfernung war zu groß, um zu erkennen, wie der Name war. Später erfuhr ich, dass es sich um die ROALD AMUNDSEN, ein in der Werft von Roßlau (Sachsen/Anhalt) gebautes Schiff, handelt. Ursprünglich als Tanklogger gebaut, bekam sie nach einer wechselvollen Geschichte Anfang der 90er Jahre Masten und Segel und wurde im Juli 1993 unter ihrem jetzigen Namen in Dienst gestellt. Auch auf dieser schmucken Brigg kann man für verschiedene Törns anheuern.

Endlich gingen die Kompaßeicher von Bord, und nun ging es richtig los. Zuerst noch unter Motorkraft, dennoch war meine Aufregung ziemlich hoch - auch wenn das erste Bild etwas ganz anderes suggeriert. Als aber dann endlich die ersten Segel gesetzt wurden und schließlich der Motor schwieg, fühlte ich mich wie Gott in Frankreich. Wir segelten! Allein der Wind brachte uns voran, und ich war in dem Moment der glücklichste Mensch auf der Welt. Ich auf einem Dreimaster! Unter Segeln! Fantastisch.

Es wurde Zeit für einen ersten Besuch im Klüvernetz. Der Blick von dort ist fantastisch! Man lümmelt gemütlich, schaut auf das Schiff vor sich, weiß, dass hinter einem nur noch Ostsee ist und genießt das Auf und Ab. Für die Sicherheit ist übrigens immer gesorgt: Bevor man ins Klüvernetz geht, legt man einen Sicherheitsgurt an, an dem an einem Tau ein Karabinerhaken befestigt ist. Diesen hakt man vor dem Betreten des Netzes in das Stahlseil, welches auf dem Klüverbaum entlangläuft, ein.

An dem kleinen Segler sieht man, dass der Wind schon recht nett pustete. Und ich habe mich einfach nur wohl gefühlt.

Am späten Nachmittag wird immer im nächsten Hafen angelegt. Übrigens steht der Kurs nie vorher fest - das entscheidet der Skipper jeden Tag entsprechend der vorherrschenden Winde und der Wettervorhersage. 

Unser erster Hafen nach dem Ablegen in Kiel war Kappeln. Die kleine schmucke Stadt an der Schleimündung hat speziell für Freunde von historischen Segelschiffen ein bemerkenswertes Kleinod zu bieten, und zwar den Kappelner Museumshafen. Hier wiegen sich etliche kleine, aber feine Traditionssegler und andere Segelveteranen. Und am Kai, an dem wir anlegten, lagen noch zwei weitere Segelschiffe: Die GOTLAND hat hier ihren Heimathafen; sie ist ein ehemaliger Kriegs-Schiffkutter, der zum Gaffelschoner umgebaut wurde. Bemerkenswert ist aus schiffsbautechnischer Sicht, dass sie noch über die früher übliche Kupferbeplankung verfügt. Das zweite Schiff ist die PIPPILOTTA, ein Dreimastschoner, der ebenfalls früher als Schiff für den Fischfang gebaut wurde und Anfang der 90er Jahre zum Segelschiff umgebaut wurde.