Frühjahrssegeln mit der Hendrika Bartelds 2016

Wir hatten wenig Sonne, viel Regen, richtig viel Wind und auch mal Schnee und Hagel - na und!

Bei schönem Wetter kann ja jeder segeln...

 

Tag 1 und 2

Diesmal war es Ende April, dass wir uns an einem Freitagabend wieder an der Blücherbrücke in Kiel trafen und "unsere" HENDRIKA BARTELDS enterten. Das übliche Ankunftschaos löste sich nach und nach in so etwas wie Ordnung auf; man muss ja immer wieder staunen, welche enormen Mengen an Gepäck 30 Menschen mit an Bord bringen und wie sich das alles irgendwie so verteilt, dass alles verstaut ist und auch jeder seine Sachen findet. Und dann galt es ja noch, die lebenswichtigen Dinge an Bord zu verstauen - siehe Bild 1.

Der erste Abend an Bord war dann wieder sehr stimmungsvoll - ich fühlte mich ja fast schon als alter Hase, kannte jede Menge Leute, und es waren diesmal mehr Neulinge als im Vorjahr. Und genau wie 2015 war Bonden, der Spätmensch, offenbar zu Hause geblieben: Wieder war ich lange vor der eingestellten Weckzeit wach und nutzte die morgendliche Ruhe für einen kleinen Foto-Bummel an der Anlegestelle. In unmittelbarer Nähe lag ein weiteres Segelschiff, die ETHEL VON BRIXHAM, ein Schoner, der uns später nochmals auf unserer Reise begegnen sollte.

 

Noch bevor wir ablegten, sahen wir in der Ferne ein weiteres Segelschiff; leider lagen wir noch immer am Kai, als es die Kieler Förder hinabsegelte und nicht mehr gesehen ward...

Als wir dann endlich auch losfuhren und schon bald die ersten Segel setzten, hieß es auch schon, wie in meinem Lieblingsfilm Master and Commander: "Geh ans Ruder, Bonden!" Und während der Skipper mit seinem stilvollen Fernrohr den Horizont nach Freund und Feind absuchte, freute ich mich darüber, das Schiff auf Kurs bringen zu dürfen. Der Wind wurde dann auch erfreulich kräftiger, und zum ersten Mal legte sich die HENDRIKA schön über - genau wie ich es mag.

Am späten Nachmittag erreichten wir dann Kappeln. Auch wenn wir diesen Ort ja schon vom Vorjahr kannten, freute ich mich, dass dort unsere erste Station war. Allein der kleine Museumshafen in unmittelbarer Nähe zu unserer Anlegestelle ist immer einen Besuch wert.

 

Tag 3

 

Mit uns lagen noch zwei weitere Segelschiffe am Kai. Zum einen die GOTLAND, sie hat hier ihren Heimathafen. Sie ist ein bemerkenswertes Schifff; einen Holzrumpf an einem Zweimaster sieht man heutzutage eher selten, und dann noch ein gekupfertes Unterwasserschiff - das fand ich besonders faszinierend. Früher war es normal, auf die Unterwasserschiffe schuppenartig überlappend Kupferplatten zu nageln. Diese sollten vor dem gefürchteten Schiffsbohrwurm schützen, einer Muschelart, die man auch die Termiten der Meere nennt. Da es diese Biester nach wie vor auch in der Ostsee gibt, tut man gut daran, den Holzrumpf in dieser traditionellen Weise zu schützen.

Das andere Zweimaster, der da auch angelegt hatte, war die PETRINE; wir kannten den schmucken Ewer schon vom Vorjahr.

 

Kappeln am Morgen ist auch reizvoll. Auf dem Marktplatz direkt am Hafen war zum Sonntag Wochenmarkt; es blieb bis zum Ablegen ausreichend Zeit, dort noch ein wenig umherzuschlendern. Plötzlich steht man vor allem halben Wikingerboot und bekommt zum Glück die Fragezeichen, die sich sofort hinter der Stirn bilden, schnell beantwortet.

Dann setzen aber die Vorbereitungen zum Ablegen ein, die Persenning wird eingeholt und dann heißt es "Leinen los!"

Raggi, unser Kapitän, erklärt wie jeden Morgen vor dem Losfahren die Planung für den Tag. Mit Seekarten und einer Folie, mit der er die Windrichtung und unsere daraus resultierenden Fahrtrichtungen zeigt, wird deutlich, warum wir welche Segelmanöver planen, um letztendlich an unser Ziel, welches heute die dänische Stadt Sønderborg ist, zu gelangen.

Es wird ein schöner Törn, die Zahl der Segelmänöver hält sich in Grenzen, so dass u.a. Zeit ist, es sich im Klüvernetz bequem zu machen. Allerdings kippt das bis dahin recht schöne Wetter dann plötzlich total, wir werden von Regen, Schnee und Hagel überrascht. Zum Glück dauert diese Phase aber nur eine halbe Stunde, dann setzt sich wieder weitestgehend Sonnenschein durch.
Aber an der Bram, dem oberen Rahsegel, hat sich etwas verklemmt. Unser Matrose Adam, unterstützt von einem erfahrenen Mitsegelnden, macht sich sofort daran, das Problem zu beheben.

Da wir nun dänische Hoheitsgewässer erreichen, muss ein Flaggenwechsel her! Und es wird die inoffizielle dänische Nationalhymne dabei gesungen: Smørrebrød, Smørrebrød, rammtammtammtamm... (Wer jetzt nicht weiß, worum es bei diesem Spruch geht, googelt einfach mal "Muppets" und "dänischer Koch"...)

In der Nähe vom Sønderborger Schloss bekommen wir unseren Liegeplatz zugewiesen. Ein Stück daneben liegt ein weiteres Segelschiff; es ist die PIPPILOTTA. Diesen Dreimaster kennen wir schon vom vorigen Jahr.

Heute habe ich aber nicht viel Zeit, nach dem Anlegen den Ort zu erkunden, denn ich habe Abendbrot-Dienst. Das heißt heute Spargel schälen und Schnitzel würzen. Da bin ich gern dabei, denn im Ergebnis zaubert unser Smutje Klaus das reinste Festessen.