Baubericht HMS Mercury, Kapitel 9: Arbeiten am Bug; das Kupfer schützen


Arbeiten am Bug

13. - 15. April 2014

Die Teile für die beiden Kranbalken werden jetzt zusammengefügt; ebenso erste Teile für das recht umfangreiche Galion. Anschließend werden sie angestrichen, und man ahnt schon, wie schön das Galion am Ende sein wird.

So, nächste Krise - aber ich habe auch gleich eine Lösung parat.
Der Zusammenbau des Galions ist eine echte Herausforderung. Das ist schon ein kleines Kunstwerk, ich kann mich so richtig dran festbeißen, also bildlich gesprochen. Nun war es im Zuge dieser Arbeiten auch an der Zeit, die ersten größeren Zierstreifen auszuschneiden. Die sind ja auf sehr dünnem Papier. Die ersten beiden Teile direkt am Bug sehen richtig gut aus.

Aber dann, das nächste Stück, bedeutend länger. Ich mache die Trockenprobe - perfekt! Ich leime schnell und sauber ein, klebe drauf, und: Katastrophe! Obwohl schnell gearbeitet, weicht das dünne Papier derartig auf, dass der Streifen in die Länge geht, und die ganze Passgenauigkeit ist im A***h.
Und nun kommt die Lösung: Ganz ehrlich, ich wälze schon einige Zeit erhebliche Zweifel, ob so eine 6-Rate-Fregatte wirklich derartig überladen mit Gold und Schnitzwerk war. Ich glaube das nicht wirklich. Das scheint mir so eine Macke von Shipyard zu sein - ihre Enterprize sieht in der Hinsicht genauso aus. Und als ich neulich mal wieder DEN Film (Master and Commander) gesehen habe, fiel mir sofort die schlichte Eleganz der Surprise gegenüber der Mercury auf. Selbst die Victory hat solchen Firlefanz nicht.


Also werde ich alle diese blau-goldigen Streifen in kuscheliges Schwarz kleiden! Ich bin mir sicher, dass mir die Mercury dann noch viel besser gefällt. Diese bedruckten Teile haben mir irgendwie nie so hundertprozentig gefallen, und alle Versuche, sie mir selbst schön zu reden, haben nicht wirklich geholfen. Insofern kann die untere Heckpartie auch schon mal zittern!

 

Nachtrag November 2016 - Wichtig für alle Nachbauer!!!

 

Im dritten und vierten Bild auf dieser Seite erkennt man ein Loch im Schegknie. Nirgends wird darauf hingewiesen, wozu das gut ist. Die Galionsgräting hat Öffnungen für die Abtritte, mehr aber nicht. Durch die Gräting muss später zum einen die Sprietzurring (siehe Kapitel 18); die bekommt man noch mit Geschick und Geduld hin. Aber wozu ist das Loch im Schegknie? Dort geht der Stagkragen für das Großstag durch! Ich habe zum Zeitpunkt des Zusammenbaus des Galions mit keiner Silbe daran gedacht; nun ist alles zu und verklebt, und ich komme da nicht mehr ran.

Also, der Ratschlag lautet: Den Stagkragen vorher herstellen und schon vor dem Aufsetzen der Galionsgräting durch das Loch im Schegknie sowie durch die Gräting (eventuell hier vorsichtig zwei passende Löcher in die Gräting bohren) führen!

 

So, es ist vollbracht. Alle Bereiche, die für bedruckte blau-goldig gemusterte Teile vorgesehen waren, wurden geschwärzt. Das schaut momentan noch gruselig aus, da ja noch die Zierleisten (nennt man die da oben auch Barkhölzer? Nee, oder?) fehlen.


Dann habe ich weiter am Galion gearbeitet. Die beiden Galionsregeln bestehen aus je 6 Einzelteilen. Immerhin war die Galionsgräting als ganzes Teil vorhanden.


An Backbord habe ich im Bugbereich jetzt die ersten Leisten angebracht. Außerdem wurden die bedruckten Zierstreifen auf den Kanten der beiden Schloiknie überstrichen. Dann habe ich die Galionsgräting mit den Galionsregeln aufgesetzt, und Freund Freddy durfte mal wieder auf seinen künftigen Stammsitz.


Was noch fehlt, sind die Galionssimse und die Galionsspanten, deshalb ist das Grätingteil auch nur erst aufgesteckt und noch nicht verleimt.

Aber mal ganz ehrlich: Wie der legendäre Sänger von Queen sieht der Typ da vorne aber nicht aus! Das soll Mercury sein? Im Leben nicht! Also da beschwer ich mich mal bei Shipyard!

 

 

Mit dem Bau des Galions hatte ich richtig Spaß. Hier gab es einen Punkt, bei dem man an der Bauanleitung schier verzweifeln kann. Die Galionsspanten sollen mit bedruckten Streifen von diesem Ausschneidebogen versehen werden. Gut, das kann ich auch selbst anmalen, dachte ich mir. Aber als ich dann die Basisteile aus dem Laserbogen nahm, fühlte ich mich doch etwas verschaukelt. Die Teile waren viel zu klein, um als Galionsspanten an diesem Schiff fungieren zu können. Und auch in der Form waren sie abweichend vom dazugehörigen Bunt-Streifen. Hier mal ein Beispiel - ich habe das Basisteil gelb gefärbt, damit man es gut erkennen kann.
Das soll zu Teil 246 l gehören. Und selbst wenn man es zum p-Teil packt, wird das nix. Kann ja auch sein, dass ich da irgendwas nicht geschnallt habe, aber wenn es da einen speziell zu beachtenden Haken gab, habe ich ihn nicht erkannt, und auch die Bauanleitung schweigt sich an der Stelle heftigst aus.
Also erinnerte mich an an frühere Modelle, bei denen es fast ständig nötig war, die Teile mit Karton zu verstärken. Ich klebte die Bunt-Teile auf ein Stück Karton der passenden Stärke, schnitt zur Probe eins aus, färbte die Kanten ein und probierte. Jepp, das passte.

 

Und nun ist das Galion fertig.

 

Aber noch nicht die Arbeit des heutigen Tages:



Das Kupfer schützen

Am vor einigen Wochen schon mal zum Einstimmen auf den Rumpf gekupferte Ruder war eine ganz leicht-grünliche Patina zu sehen, was mich ziemlich erschrocken hat. Also habe ich heute die Kupferung mit Zapon-Lack überzogen. Der ist ideal für den Schutz von Kupfer, verhindert das schnelle Grünspan ansetzen und versiegelt die Oberfläche. Es gab ihn nur in der Spray-Flasche, also habe ich mein Schiff erst einmal bis zur KWL eingepackt. Dann raus auf den Balkon, Schiff umgedreht - natürlich fein abgepolstert - und dann zwar nicht meinen Charme, aber den Zapon-Lack versprüht. Meine Abklebung war nicht überall ganz dicht bzw. löste sich hier und da, was mich ein wenig in Panik versetzte. also schnell mit Küchenkrepp versucht, das, was an Lack lustig den Rumpf runter lief - also nach oben, Richtung Bordwand sozusagen, wischte ich schnell ab, wobei auch ein Teil der Farbe, speziell der auf dem breiten schwarzen Streifen, mit abgewischt wurde. Aber durch mein schnelles Handeln wurde schlimmerer Schaden verhindert, und inzwischen sieht man davon nichts mehr, denn ich habe sofort, nachdem der Lack trocken war (was sehr schnell ging!) den Pinsel geschwungen.


Normalerweise hätte ich weiter die Baumärkte und Farbläden nach Zapon zum Streichen abgesucht, aber mir fehlt dazu wegen einer bevorstehenden längeren Urlaubsreise einfach die Zeit, daher mein Griff zur Sprayflasche.

Ich habe mir sagen lassen, dass auch unter dieser Lackschicht irgendwas das Kupfer nachdunkelt, aber das dauert viel länger.

 

Kleines Update aus Mai 2016: Die Kupferung sieht noch immer aus wie neu...