Baubericht HMS Mercury, Kapitel 13: Der Ruderstand - ein Modell für sich


Schon auf der Startseite zur HMS Mercury ist er zu sehen und hat hoffentlich neugierig gemacht. Daher will ich jetzt zeigen, wie der Ruderstand gefertigt wurde.

18. Oktober 2014

Für jedes der beiden Steuerräder gab es zwei durchgehende Radläufe sowie als Zwischenräume für die Speichen einen weiteren in 10 Einzelteile zerlegten Radlauf. Auch hier waren natürlich alle Teile im Bogen gelasert. Was tun? Jedes der 10 Einzelteile separat aus dem Bogen holen und aufkleben, dabei auf gesundes Augenmaß vertrauen? Hmm - warum denn, wenn es auch einfacher geht? Also löste ich nur eines der Teile heraus und pappte es auf eins der durchgehenden Radläufe. Die anderen neun Teile wurden an den jeweils beiden Haltepunkten aus der Halterung geschnitten, aber nicht herausgelöst. Ich denke, dieses Bild zeigt, was ich meine:

 

 

Dann wurde der restliche Radlauf eingeleimt, das aufgeklebte Teil als Fixpunkt in seine alte Position im Bogen gebracht, kurz angedrückt und schnell den ganzen Bogen umgedreht, um das ganze Gebilde vorsichtig durchzudrücken.
Die Makroaufnahme zeigt auch hier kleine Ungenauigkeiten - aber die sieht man dann später nicht mehr

 

Nun war eine Entscheidung zu treffen, wie ich die Speichen herstelle. Dem Baukasten liegen zwei Drahtrollen verschiedener Stärke bei. Damit werden dann später z.B. die Püttingseisen oder auch die Halterungen für die Finkennetze hergestellt. Aber für die Speichen des Ruderstandes wollte ich keinen Draht nehmen - zu groß die Gefahr, dass er eben doch nicht ganz grade bleibt beim Verarbeiten. Aber da ich mein Geld mit einer Arbeit verdiene, bei der man durchaus ganz normale Oberhemden trägt, habe ich jede Menge dieser Nadeln, die immer in großer Zahl in den Teilen versteckt sind, wenn man sie neu kauft. Als ordentlicher Modellbauer hebt man solche Teile IMMER auf! Und richtig - das sind ideale Speichen!

 

Zugegeben, etwas lang, aber dafür gibt es ja den Kollegen Seitenschneider. Ich hatte kurz überlegt, ob ich die Nadelköpfe gleich als Oberteil der Speichen nutze, denn die müssen ja am Ende ähnlich wie die Belegnägel ein wenig "knubbelig" aussehen - aber das war mir dann doch zu dick. Also wurden sie am oberen Ende gekürzt. (Wie ich diese "Knubbeligkeit" realisiert habe, zeige ich gleich.)
Die Nabenplatte muss man dabei mit einem gesunden Augenmaß anpassen, was aber gut gelingt, wenn man mit den beiden jeweils sich gegenüberliegenden Radspeichen beginnt.
Sind alle Speichen montiert - zum Einkleben benutze ich Ponal Turbokleber - kommt die zweite Nabenplatte drauf, und schon sieht es nach einem Steuerrad aus.

 

Beide Steuerräder wurden nun mit der Seiltrommel (gebogenes und an den Enden verleimtes Stück Karton) verbunden. Nun braucht ja das Doppel-Steuerrad auch eine Halterung. Die besteht aus einer Standplatte mit Reepgatchen und zwei sog. Böcken. Hier sieht man die entsprechenden Teile; auch die Seiltrommel liegt da noch rum.
Die Herstellung der Böcke war mal wieder ein typisch geniales Shipyard-Event: Im 1. Bild zuvor sieht man oben einen fertigen Bock und darunter die Ausgangslage. Das "Innenleben" muss man ausschneiden, was dann im Ergebnis so aussieht - jetzt wird klar, wie das Ergebnis zustande kommt. Ich finde diese kleinen, aber tollen Ideen von Shipyard faszinierend!


Jetzt konnte ich zur Endmontage und Farbgebung schreiten.


Das war also die Ausgangssituation:

 

 

 

 

 

 


Nun galt es, die Drahtenden etwas abzurunden und "aufzuknuddeln". Hierfür nutzte ich meine beim Bau der Papegojan gesammelten Erfahrungen, wo ich nach gleicher Methode die Belegnägel herstellte. Zuerst wurden die Enden der Speichen mit Leim (hier Ponal Express) dezent verkleistert.

 

 



Nachdem das durchgetrocknet war, war zwar davon nicht mehr viel zu sehen, da dieser Kleber - und erst recht so kleinflächig - nach dem Trocknen relativ transparent wird, aber beim Anmalen war dann der gewünschte Effekt da. Doppelsteuerrad und Halterung wurden separat bemalt und erst dann zusammengefügt. Das Ergebnis sah dann erst einmal so aus:

 

 



Na, wer hat sofort gesehen, was da noch fehlt?
Richtig, die Tauzüge der Ruderpinne! Die Standplatte mit Reepgatchen hatte ja dafür vorgesehene Löcher, durch diese fädelte ich dann entsprechendes Takelgarn, und zwei Tropfen Ponal Turbokleber später sah es dann so aus:


Eins der schönsten Teile bisher - von meinem Ofen mal abgesehen - und das hat so richtig viel Spaß gemacht! 

 

Und im Unterschied zum Ofen bleibt dieses Schmuckstück immer sichtbar.