Baubericht HMS Mercury, Kapitel 3: Ein erstes Schott; Türen


Ein erstes Schott

So langsam geht es immer mehr an die Details. Zum Beispiel die Schotts, also Trennwände unter und an Deck.

Welche ist die für diese Teile die richtige Farbe? Es geht um das knallige Rot in der Bauanleitung - mir persönlich ist das zu grell, und ich will gar nicht glauben, dass die Schiffe damals wirklich so angemalt waren. Mir schwebt da mehr so ein dunkler, gedeckter Ton vor. Bei dem kleinen Wagen, den ich für meine Werft gebaut habe, war in der Bauanleitung auch dieses leuchtende Feuerwehrrot angegeben; da habe ich zu "Eisenoxidrot" gegriffen, Acrylfarbe von Schmincke, und das hat mir gefallen. Jetzt habe ich am ersten Schott, das ich gebaut habe, mal ein paar Malproben gemacht. Aber zuerst zu dem Schott selbst. Wieder einmal toll, wie Shipyard auch bei solchen Teilen auf Kleinigkeiten achtet, die das Modell dann insgesamt aufpeppen.

 

 

 

Das ist die Ausgangslage, die drei bereits aus dem Bogen gelösten Teile werden so zusammengefügt, dass das in der Mitte liegende Teil passgenau zwischen die beiden anderen geklebt wird.

Anschließend werden die vielen kleinen Vierecke in die Vertiefungen geklebt, und am Ende entsteht so eine wunderschöne Optik.

 

 

So, diese Schotts - es gibt da natürlich mehrere zu bauen - sollen rot angestrichen werden. Da man das hier später nicht mehr sieht (schade...) hab ich mal munter draufrum gemalert. Hier als erstes eine Gegenüberstellung der von Shipyard gewollten Farbe bzw. einer alternativen Farbe von Schmincke im selben Ton (Kadmiumrot mittel) rechts und meinem Eisenoxidrot links. Da sieht es mächtig braun aus, so im Gegensatz zu dem komischen Rot.

 

 

 

Jetzt das Teil rumgedreht und wieder Eisenoxidrot drauf (rechts), aber als Kontrastprogramm direkt daneben ein dunkles Braun. (Vandyckbraun). Das nächste nennt sich dann Sienna gebrannt, ist aber eine halbtransparente Farbe, hierfür nicht so gut geeignet, geht gegenüber dem Eisenoxidrot auch mehr ins bräunliche.
Nun täuscht ja so ein Foto nur die Realität vor - bei Tageslicht in life sieht das alles noch etwas anders aus. Ich tendiere jedenfalls zum Eisenoxidrot; fest steht, dass ich ums Verrecken nicht dieses grelle poppige Rot nehmen werde.



 Tür zu, es zieht!

Wegen der Farbgebung bekam ich die Empfehlung eines modellbauenden Freundes: "Englisch Rot". Das mit dem Englisch Rot war aber keine gute Idee. Habe mir eine Tube der Firma Schmincke gekauft und mich dann zu Hause gewundert, warum die Farbe so komisch auf meine Verdünnungsversuche mit Wasser reagiert und wieso ich meinen Pinsel nicht sauber bekomme. Erst dann nahm ich wahr, dass es sich hier um Harz-Öl-Farbe handelt! (Der gute Mann hat sich dann heftig bei mir entschuldigt - er baut historische Schiffsmodelle aus Holz, da passt das wunderbar...) Ich arbeite ja nur mit Acrylfarben - und ganz ehrlich, so richtig überzeugt hat mich der Farbton auch nicht. Also bin ich doch zurück zu Plan B gegangen und habe mir mein Wunschrot zusammengemischt. Ein Drittel Eisenoxidrot und zwei Drittel Kadmiumrot mittel, beides Schmincke-Tuben, in einem sauber ausgespülten Farbfläschchen von Vallejo mit etwas Wasser gemischt - perfekt! Das sehr gut zu verschließende Fläschchen ist reichlich halb voll, das sollte für alle rot zu streichenden Teile reichen.

So ein Schott hat auch Türen, und auch die wollen gebaut werden.  Ja, wie baut man denn sowas in Karton? Das will ich heute mal zeigen, einfach um zu verdeutlichen, wie so scheinbar belanglose Kleinigkeiten doch interessant daher kommen können.
Heute baue ich eine Tür, die unter das Vordeck führt, also am fertigen Modell gut zu sehen ist, weshalb auch besondere Sorgfalt angebracht ist. Von den insgesamt 12 Türen, die das Modell hat, gilt das übrigens für 8. Also dass sie später auch noch zu sehen sind.  Das Prinzip ist einfach: Drei Kartonteile müssen übereinander geklebt werden, dann gibt es noch ein bissel was zum Aufwerten - fertig. Fangen wir also an: Zuerst einmal färbe ich die Kanten des Fensterkreuzes, da man dort später, nach dem Zusammenkleben, schlecht ran kommt. Ebenso färbe ich schon mal ein paar andere Stellen - warum, wird später deutlich.

Das Auslösen aus dem Lasercutbogen geht schnell. Die kleinen Vierecke am unteren Bildrand des ersten Fotos werden später auch noch gebraucht.
Am Mittelteil erkennt man übrigens gut, dass die Linien nicht nur aufgedruckt, sondern mittels Laser eingraviert sind und bei nicht zu dicker Bemalung das machen, was sie machen sollen: Auch nach der Farbgebung sichtbar sein.  Jetzt klebe ich die ersten beiden Teile zusammen.

Dreht man das jetzt um, erkennt man, dass um das Fensterkreuz ein tieferstehender Bereich ist. Und genau für diesen gibt es auf einem speziellen Folienbogen vorgestanzte Teile. Nur noch das passende Teil herausbrechen und in das Fenster schieben: Passt perfekt und ist auf dem Bild rechts fast nicht mehr zu sehen.


Jetzt klebe ich die andere Seite des Türblattes auf. Nun wird auch deutlich, warum da schon mit Farbe gekleckst wurde - es gibt ja noch ein Intarsien-ähnliches Teil auf jeder Seite zu verbauen.


Nun folgt die Farbgebung. Wichtig ist, dass man die Farbe nicht zu dick nimmt, aber auch nicht zu dünn. Das sagt sich so leicht und klingt so banal, aber so manches an sich gute Modell verliert erheblich durch zu dick aufgetragene Farbschichten an Qualität. Ich finde, dass man durchaus sehen kann, dass da nicht mit der computergesteuerten Lackiermaschine gearbeitet wurde - das widerspräche ja auch völlig den historischen Gegebenheiten. Aber auch die Seeleute aus "unserer" Zeit wussten einen Pinsel sorgsam zu führen.
Das Ergebnis meiner Bemühungen liegt auf der Hand.

Jetzt sieht man auch sehr schön, dass da eine Fensterscheibe drin ist. So, nach diesem Prinzip wurde dann auch das Schott unter dem Vordeck, für das diese Tür gefertigt wurde, hergestellt. Dieses Schott ist mittlerweile auch an seinem Platz:

 

 

Und keine Bange, ich zeige jetzt nicht für jede Tür extra den Produktionsprozess. 

Übrigens: Für so eine kleine Tür kann man schon mal eine knappe halbe Stunde Zeit veranschlagen.

 

 

Die 4 Türen, die später so gut wie nicht mehr zu sehen sein werden, hatte ich bereits fertig - dummerweise hatte ich bei denen nicht beachtet, dass es passgenaue Folieteile für die Fenster im Baukasten gibt. Aber mein Baubericht soll ja auch anderen Modellbauern, die die Mercury bauen wollen, Hilfe und Anregung sein, also halte ich meine kleinen Pannen auch nicht geheim.  Hier nun diese 4 Türen im Einsatz: