Rüstbretter
21. Januar 2015
Jetzt geht es mal wieder in die Abteilung "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen."
Bevor ich in die Höhe bauen kann, braucht es ja noch die Rüsten. Da gibt es dann gleich mehrere zu bedenkende Dinge. Zum einen die Farbgebung: Die Bauanleitung sieht vor, dass die Rüstbretter
sowie die Zugstützen im selben Gelbton wie große Teile des Rumpfes gestrichen werden. Nach umfangreicher Recherche habe ich das verworfen und sie schwarz gemalt. Die Stellen, an denen sie dann
später befestigt werden, sind auch schwarz, insofern passt das. Mit Blick auf die Victory und auf zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und etliche Modelle in diversen Foren liege ich damit sicher
nicht verkehrt.
Desweiteren müssen ja nicht grad wenige Jugfern eingefasst werden. Dazu nehme ich Draht - aber welchen? Ich habe mir als erstes Messingdraht genommen, diesen brüniert, so dass er ein schönes
mattes Sehr-Dunkel-Grau bekam. Leider lässt die Materialfestigkeit zu wünschen übrige; nach dem mir einige Versuche mit Drahtbruch misslungen sind, habe ich dann doch zum Kupferdraht gegriffen,
mit der Folge, dass ich den anmalen muss. Kann man vorher machen, aber das nützt nichts, denn durch das Um-die-Jungfer-Wickeln geht die meiste Farbe wieder ab. Also nach dem Einbinden seeeeehr
vorsichtig streichen, um nicht die Holzjungfer mit vollzumalen.
Shipyard hat eine Drahtbiegehilfe mitgeliefert - natürlich auch aus Karton. Sieht man auf den Bildern - das ist total albern. Obwohl ich das Teil nach dem "Zusammenbau" (ein kleines Teil auf ein
großes Teil geklebt) mit Sekundenleim getränkt habe und aushärten ließ, zerfaserte es schon beim ersten Draht, den ich da drum bog. War ja vorherzusehen. Und überhaupt, was soll ich mir erst den
Draht in die richtige Form biegen, wenn ich ihn dann doch wieder aufbiegen muss, um die Jungfer reinzudrücken. Also wird das von Hand gemacht; mit der Zeit kommt da sicher Routine und damit auch
Geschwindigkeit.
Die ersten beiden Jungfern am Steuerbordrüstbrett des Großmastes sind drin; jetzt fehlen rundrum ja nur noch schlappe 60 weitere Rüstjungfern.
22. Februar 2015
Das mit dem Messingdraht hat mir keine Ruhe gelassen, zumal mir die Vorstellung, jetzt 60x mit großer Vorsicht und Akribie den Kupferdraht, der um eine Jungfer gewickelt ist, anzumalen, auch
nicht froh gestimmt hat. Also habe ich nochmals den Versuch mit meinem brünierten Messingdraht gestartet. Ich glaub, jetzt habe ich den Dreh raus, er bricht mir im Schnitt nur noch bei jeder 5.
Jungfer. Und mal ehrlich: So wie jetzt sehen die Püttingsjungfern doch viel besser aus! Das alles hat eine reichliche Stunde gedauert; allerdings ist mein Messingdraht jetzt fast alle - ich hatte
mir im Spezialgeschäft erst mal nur eine Länge á einen Meter geholt, um zu schauen, ob das überhaupt was für mich ist. Dann weiß ich ja jetzt, wo ich in den nächsten Tagen einkaufe gehe.
Kleine Baupause
22. Februar 2015
Da der Draht fast alle war, ich nix anderes am Schiff bauen wollte, ich mich aber dennoch mit irgendwas Maritimem beschäftigen wollte, habe ich dieses schöne 3000-Teile-Puzzle angefangen. Schließlich braucht mein Kapitän ja später ein ordentliches Kartenmaterial! Ich habe mit dem Rand angefangen - keine gute Idee bei diesem Puzzle, die Randteile sehen alle gleich aus - rundrum! Hmm Ich glaub, ich streiche dann doch lieber Kupferdraht...
29. März 2015
Meine Baupause geht zu Ende, denn das Puzzle wurde gestern fertiggestellt. Es lässt sich eben schlecht Schiffchen basteln, wenn alle glatten Oberflächen in meinem Marinezimmer mit Puzzleteilen
belegt sind.
Aber nun ist es vollbracht, und ich habe meiner Mercury schon mal die möglichen künftigen Einsatzorte gezeigt.
Ende einer langen Sommerpause - es gibt viel Kleinkram zu bauen
5. September 2015
Seit dem 22. Februar d.J. habe ich nichts mehr an der Mercury gemacht.
Ich verkünde hiermit feierlich, dass die zugegebenermaßen seeeeehr lange Sommerpause nunmehr beendet ist!
Es kribbelte ja schon eine ganze Weile, aber die letzten Wochenenden waren einfach immer voll mit anderen Dingen.
Zum wieder "Warmwerden" habe ich mir ein paar Kleinigkeiten gesucht. Es waren da noch zwei kleine Anker zu bauen. Hier die einzelnen Bauphasen. Die Ankerbänder sind wieder eingefärbte
Papierstreifen, im Original waren die aus Eisen. Das vierte Bild zeigt die kleinen Anker mal im Vergleich zu den zwei großen, die ich ja schon vor längerer Zeit gebaut habe.
Im letzten Bild sieht man dann noch die Marsplattformen. Die hatte ich schon im Februar fertig, hatte aber vergessen, sie hier zu zeigen. Wobei, fertig sind sie ja noch lange nicht. So fehlen zum Beispiel noch die Rippen, die Rüstjungfern für die Stengewanten sowie diverse Blöcke für das laufende Gut. Die Bauanleitung sieht genau diese Farbgebung vor wie auf dem Bild zu sehen ist. Das ändere ich aber noch. Es ist einfach Unsinn, die Marsplattform so aussehen zu lassen wie die Decks. Die helle Farbe der Decks entstand durch das regelmäßige Schrubben; auf der Marsplattform fand das natürlich nicht statt, denn zum einen wäre es Wahnsinn gewesen, täglich die Pützen mit dem Wasser hochzuschleppen, zum anderen hätte man diese Arbeit wohl mit einer Zahnbürste machen müssen, da ja die zahlreichen Rippen die Plattform in viele kleine Segmente teilen. Und wieder einmal hilft hier ein Blick zur guten alten Victory: Auch dort sind die Plattformen komplett gepönt, und zwar schwarz. Getreu dem Motto "Schwarz ist bunt genug" werde ich also hier nochmal den Pinsel schwingen.
11. September 2015
Heute habe ich mir mal die dem Bausatz beiliegenden Rundhölzer für Masten und Rahen vorgenommen. Als ich mir die Stäbe beim ersten Durchsehen, so nach dem Kauf und dem Auspacken, angeschaut habe,
war ich noch sehr, sehr skeptisch. Als ich mit dem Rumpf ein ganzes Stück voran gekommen war, nahm ich sie mal wieder zur Hand und war noch immer sehr skeptisch. Heute muss ich sagen, dass ich
noch immer skeptisch bin, aber je mehr mein Sandpapier mich beim Denken unterstützt, indem es sanft über die Rundungen der Holzstäbe fährt, desto mehr schwindet meine Skepsis. Zwar ist speziell
der Stab, der den Großmast geben soll, viel zu dick, aber die anderen Hölzer passen schon nach relativ kurzem, aber intensiven Schleifeinsatz in die im Deck vorgesehenen Öffnungen und stimmen
auch mit den im Bauplan zu vergleichenden Originalstärken überein.
Morgen vormittag muss ich hier Staub saugen. So hab ich mir den ersten Tag meines Kurzurlaubes nicht vorgestellt...
Nun mal ein Probestecken der Untermasten und des Klüverbaumes - alles noch nicht in der richtigen Länge. Und Freddy wollte dabei auch mal wieder Probesitzen...
18. September 2015
nachdem ich ein paar Tage in Italien Sonne tanken war, geht es hier wieder ein wenig weiter. Bevor es nun wirklich in die Höhe geht, ist noch jede Menge Kleinkram zu werkeln und vorzubereiten,
und ich finde immer wieder Teile, die irgendwie zum Rumpf gehören und noch nicht gebaut sind.
Die Schiffslaternen zum Beispiel. Die Bögen zeigen mir, dass alle dafür erforderlichen Teile dreifach vorhanden sind, was auch auf drei Laternen schließen lässt. Nun sind ja alte Segelschiffe im
Allgemeinen und die englischen Kriegsschiffe der Nelson-Ära im Besonderen ein großes Hobby von mir, aber wenn ich mich mal dumm stelle und die Bauanleitung frage: Wo kommen die drei Laternen denn
hin? antwortet mir Shipyard nur in Bezug auf die zwei am Heck. Dass die dritte an der Mars des Großmastes angebracht wird, wird heftigst verheimlicht. Überhaupt komme ich so langsam in Bereiche,
in denen man ohne Fachbücher und andere Quellen nur sehr schwer und bestenfalls mit Raten und Learning bei Falschmaching weiterkommt. Das heißt, jetzt macht es so richtig Spaß!
Ich habe erst mal eine Laterne gebaut, um zu schauen, wie das so klappt.
Die Einzelteile sind schnell gefunden dank meiner Excel-Tabelle. Die sechs Scheibenelemente sollen mit Folie hinterklebt werden. Im Gegensatz zu den Fensterscheiben in den Schotts und in der
Heckgalerie sind hier keine vorgestanzten Stücke, sondern ein größeres Stück fester Folie im Bausatz. Ihr seht ja, wie recht filigran die Rähmchen sind. Kurz nachgedacht, dann hatte ich eine
vermeintlich tolle Idee: Mittels kleinster Tupfer Ponal Turbokleber kamen die Rähmchen auf die Folie und wurden dann nach kurzer Trockenzeit fein sauber ausgeschnitten. Meine Scheiben waren
"verglast", und die Teile hatten mehr Stabilität für den Zusammenbau.
Dann aber schlug die Chemie zu. Offenbar ist im Ponal Turbokleber ein Stoff, der sich mit der Folie nicht so gut verträgt. Aus meinen durchsichtigen Glasscheiben wurden plötzlich trübe, fleckige
Glasscheiben. Der Witz war, dass der Effekt erst nach ein paar Minuten eintrat - da war das Laternchen schon fast komplett zusammengebaut.
Erst habe ich mich geärgert, aber so im Nachherein denke ich, dass das so schlecht gar nicht ist: Die Qualität des Alltagsglases zur damaligen Zeit war lange nicht so hoch wie heute. In der
Laterne blakte eine rußende Kerze. Also erscheint es gar nicht so abwegig, dass die Scheiben alles andere als klar waren - wichtig war nur, dass genug Licht durchkam, um anderen Schiffen des
eigenen Geschwaders nachts die Position anzuzeigen.
Dennoch werde ich bei den nächsten beiden Laternen einen anderen Kleber probieren und das ganze erst mal testen, bevor es an die Echt-Teile geht.
18. September 2015
Wie kommt man an Bord, wenn das Schiff nicht am Kai liegt, sondern auf Reede oder auf offener See? Genau, über die Fallreeptreppe. Die gibt es an jeder Schiffsseite. Die Stufen dafür sind
wahrlich keine Herausforderung, aber sie müssen eben auch gebaut und bemalt werden. Beim Bemalen gilt es zu beachten, dass sie immer die gleiche Farbe wie der jeweilige Untergrund bekommen.
Spaß gab es dann mit den Marsplattformen. Weiter oben habe ich ja den damaligen Arbeitsstand gezeigt und angekündigt, da farblich nachzubessern. Zuerst einmal müssen aber die Rippen angebracht werden. Und da gibt es wieder einen kleinen Intelligenztest von Shipyard. Zum einen muss man das einfach wissen, dass auf die Plattformen diese Rippen draufmüssen und man muss auch wissen, welche Teile das sind - sowas muss ja nicht in der Bauanleitung stehen. Zählt man dann auf dem betreffenden Bogen nach, stellt man fest, dass je Plattform 22 Rippen vorhanden sind, aber es gibt nur jeweils 20 vorgegebene Stellen dafür - man sieht das auf dem dritten Bild recht gut. Kurz nachgedacht und geschaut, und dann hat man's - jeweils die längsschiff mittig sitzenden Rippen sind doppelt vorhanden, obwohl sie nur einmal gebraucht werden. Also, liebe Nachbauer: Wenn ihr da Mist baut, dann am besten mit genau diesen zwei Teilen - dann habt ihr einen weiteren Versuch.
Der Rest war nur noch Fleißarbeit, und dann kam Kamerad Pinsel zum Einsatz. Die schwarz gepönten Plattformen lege ich für später beiseite.
Beim Anbringen der Stufen der Fallreeptreppe an der Bordwand ist dann ein gutes Auge und ein ruhiges Händchen gefragt.
Nochmal Rüstbretter - und nicht zum letzten Mal...
Es wurde das zweite Rüstbrett für den Großmast bestückt. Dazu habe ich zuerst mal Draht brüniert. Das war leichter gesagt als getan. Ich nahm Brünierbeize von Fohrmann, für Eisen, denn ich hatte
im Fachgeschäft Eisendraht verlangt und gekauft. Zuerst dachte ich, mein Brüniermittel ist kaputt, da sich nix verfärbte. Dann hatte ich die schlaue Idee, mal einen Magneten an den Draht zu
halten, und die beiden wollten partout nicht miteinander kuscheln. Ok, also nahm ich die Brünierbeize für Messing und Kupfer, und schon hat sich der angebliche Eisendraht schwarz geärgert, dass
ich seine Trickserei erkannt hatte.
Nun, das Einfassen der Rüstjungfern mit dem Draht ist auch keine vergnügungssteuerpflichtige Angelegenheit, und mir tun jetzt die Finger weh. Aber egal, es ist geschafft.
Kleiner Einwurf: Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich das mit der Einfassung der Rüstjungfern sowie den Rüsteisen anders lösen würde. Dazu aber später mehr.
Nur mit diesen zwei Treppen und den Plattformen wollte ich den Werfttag nicht beenden. Also dachte ich mir, dass ich noch schnell die Kranbalken anbringe. Nun, so schnell wie gedacht ging es dann
aber doch nicht, weil: Shipyard hatte hier wieder ein kleines Unterhaltungselement eingebaut.
Bild 1 zeigt den kranbalkenlosen Zustand. In Bild 2 und 3 halte ich die Stütze und den Kranbalken an die Stelle, wo sie hinsollen. Man sieht schon den Systemfehler: Der Kranbalken wird
hauptsächlich zum Katten des Ankers benötigt; da hängt also schon ein ganz gewaltiges Gewicht dran. So etwas pappt man mal nicht eben nur an zwei dünnen Zierleisten, nein, das wird fest und eng
am Rumpf befestigt!
Also mussten die Zierleisten vorsichtig und passgenau aufgeschnitten werden.
Dann jeweils Kranbalken mit Stütze verbinden, die Stütze am unteren Ende noch etwas einkürzen, da sie sonst zu lang gewesen wäre, und dann anbringen.
Bilder 5 und 6: Voilá! Fertsch, wie der Sachse sagt!
1. November 2015
Heute habe ich mich mit dem Penterbalken befasst. Auf diversen Darstellungen sieht man immer nur, dass beiderseits ein Tau durch Augbolzen geführt wird, aber nirgends findet man, wo diese Taue
beginnen und enden und wozu sie da sind. Also in einem tollen Modellbauforum schlau gemacht: Das sind nichts weiter als Trageseile, um das schwere Teil je nach Bedarf über die eine oder andere
Seite des Vordecks zu wuchten, je nachdem wo ein Anker zu pentern ist. (Das dafür notwendige Takelzeugs kommt später ran.)
Also habe ich heute meine kleinsten Augbolzen bemüht. Aber so richtig glücklich bin ich nicht mit dem Ergebnis - ich finde die Augbolzen ein wenig zu überdimensioniert.
Zufriedener bin ich mit der Marsplattform des Großmastes. Hier wurden 4mm-Jungfern mit brünierten Draht eingefasst und angebracht; im Anschluss baute ich das Geländer. Für die Höhe habe ich extra einen meiner Kanoniere herbeigerufen. Ja, passt so, Arbeitsschutzvorschrift eingehalten, Geländer über Hüfthöhe, alles schick!
29. November 2015
Der Balken hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Die Augbolzen waren mir doch zu fett, und dann auch noch unterschiedlich groß, obwohl alle aus einer Tüte mit einem einheitlichen Maß... Deshalb -
aber nicht nur deshalb - habe ich mir spezielle Ätzteile bestellt, und zwar hier: Ätzend!
Ich habe mir dort u.a. die Platine 7 kommen lassen; da sind so wunderbare kleine Haken und Augbolzen drauf, und ich brauch davon noch jede Menge.
Die erforderliche Zahl an Augbolzen wurde also herausgelöst und ins Brünierbad geworfen.
Nach dem Brünieren habe ich die Augbolzen dann doch noch gepinselt, da ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden war - scheinbar ist mein Brüniermittel so langsam altersschwach. Dann die Bolzen aus dem Rahmen schneiden, und zwar mit nur einem kurzen Schaft, da der Penterbalken so dick ja nicht ist und die Bolzen schließlich von beiden Seiten jeweils an der gleichen Stelle eingesteckt werden müssen. Zuvor hatte ich die alten Augbolzen vorsichtig aus dem Penterbalken gezogen; zum Glück ging das recht gut, obwohl ich sie mit Ponal Turbo verklebt hatte. Im zweiten Bild zum Vergleich die neuen und die alten Augbolzen.
Auch das Tau wurde ausgetauscht; das erste war mir dann doch zu spillrig. Und im Vorher/Nachher-Vergleich schneidet der neu bestückte Penterbalken auf jeden Fall viel besser ab.
Im letzten Bild ist er an seinem künftigen Einsatzort zu sehen.