Oktober 2024
Ich baue ein Kriegsschiff - Zeit, endlich mal ein paar Kanonen zu fertigen! Die Teile für die Lafetten stehen als Lasercut zur Verfügung, was die Serienfertigung erheblich vereinfacht. Allerdings hat sich der Konstrukteur noch ein kleines Gimmick ausgedacht: Aus vielen winzigen, auszuschneidenden Papierstreifchen soll man viele winzige Zylinder formen, die dann die vorstehenden Achsen der Räder darstellen sollen. Nö, das ist mir dann doch zu piepselig. Ich reibe am Frühstückstisch leicht über mein Mohnbrötchen und habe dadurch ganz viele Achsenteile auf dem Teller. Und am Ende sieht das niemand.
Die sehr guten Kanonenrohre liegen dem Bausatz als Gussteile bei; die Teile sehen toll aus, mit Wappen und angedeutetem Zündloch. Ich streiche sie an, mit den im Bild zu sehenden drei Farben in der Reihenfolge von links nach rechts. Dann wird jedes Geschütz "an Land" zum Einbau getakelt.
Das ist eine recht spannende Angelegenheit mit den Kanonen. Mir wird schnell klar, dass ich in diesem kleinen Maßstab nach dem Motto "Weniger ist mehr" verfahren werde. D.h., ich bringe nicht alle Taue an, die an sich nötig wären und beschränke mich auf die Broktaue und die Ladetakel. Auf Fahrt waren keinerlei dieser Taue locker, alle waren irgendwie straff gespannt, um die Kanonen vor Verrutschen zu sichern. Diverse Abbildungen in Büchern und Fotos von Modellen geben reichlich Orientierung, aber zeigen auch etliche Unterschiede. Da muss ich mich dann für eine Variante entscheiden.
Ich habe im ersten Versuch zwei Geschütze fertiggestellt. Klingt nicht viel - ist es auch nicht. Aber wenn ich für die erste Kanone noch reichlich zwei Stunden benötige, steht die zweite Kanone nach einer knappen Stunde - und sieht auch besser aus, wobei noch Luft nach oben ist. Ich habe mich für zwei Kanonen unter dem Vordeck entschieden, sozusagen zum Üben, denn von denen sieht man später so gut wie nichts mehr. Und solche "Übungsplätze" habe ich noch reichlich. Letztendlich sollten maximal 12 Geschütze möglichst tadelsfrei werden (also auf dem Hauptdeck), die anderen 12 verschwinden unter Back- und Achterdeck.
Hier nun die Nummern 1 und 2 - das linke war das erste. Die Blöcke sind 2,3 mm "groß" - bei jedem war es eine Mühe, das 0,1mm dünne Tau durch die pitzeligen Löcher zu kriegen. Der Mensch wächst zwar mit seinen Aufgaben - das trifft aber leider nicht auf diese Löcher zu.
Wenn ich weiter vorn schrieb, dass die Beplankung fertig ist, stimmt das ja nicht. Das galt ja nur für die braunen Plankenteile. Nun sind die grünen Bereiche an der Reihe. Den Anfang macht die Reling des Backdecks. Außerdem fixiere ich die Enden der Taue zum Öffnen der Stückpfortendeckel ordentlich. Die nennt man übrigens Pfortenreeps. Und schon sieht es wieder ein wenig schöner aus.
Wie schon mal erwähnt, baue ich gern mal zwischendurch etwas anderes - das Kanonen takeln ist ja auf Dauer auch ermüdend - aber es geht voran.
Was so ein Schiff der damaligen Zeit ja stets besonders geschmückt hat, war das Galion, also die Spitze, und da vor allem die Galionsfigur. Das Teil, auf dem die Figur sitzt, nennt man das Scheg. Der berühmte Modellbau"papst" Mondfeld nennt es "die Verlängerung des Vorderstevens und zugleich tragendes Teil des ganzen Galions". Das erste Bild zeigt den dazugehörigen Ausschnitt der Bauanleitung; ich vergesse völlig, zwischendurch Fotos zu machen, zumal ich am liebsten vier Hände gehäbt hätte für dieses Teil. Zwei Dinge finde ich äußerst positiv: Das sog. Liegerfutter (linkes Bild, Teile 73Pf+Lf) ist mit Lasercut-Teilen erheblich leichter zu bauen - die Alternative wäre hier feinstes Aussticheln der Verzierungen gewesen - und der prächtige Löwe als Galionsfigur liegt dem Bausatz als 3-D-Druck bei. Da hat schon das Anmalen Spaß gemacht!
Ja, ich könnte es jetzt schon anbringen, und die Schloiknie, die das Scheg seitlich abstützen, sind auch schon fertig, aber im Moment wären da die Kollateralschäden vorprogrammiert - das Modell muss noch einige Zeit ständig in alle Richtungen gedreht, gekippt, gekantet und gehalten werden - da macht sich so ein einzelnes, gefühlt einen halben Meter vorstehendes fragiles Teil nicht so gut. Aber probehalber ranhalten kann man das Teil ja mal.
Irgendwann sind dann auch alle Kanonen des Hauptdecks da, wo sie hingehören. Und ich bin ehrlich: Bei denen ganz hinten unter dem Achterdeck habe ich geschummelt und nur soviel getakelt, wie nötig ist - die sieht man jetzt im Prinzip gar nicht mehr. Das Deck ist nun auch fest verklebt, und das gibt mir die Gelegenheit, das nächste Schott zu fertigen. Das Schott macht richtig viel Arbeit, viele kleine Papierschnipsel sinnvoll zusammensetzen und dann noch so, dass am Ende alles passt - aber ich bin zufrieden. Da kommt dann später auf die Kante noch ein schmuckes Geländer und an die obere Kante des Schotts noch ein feiner Zierstreifen. Und weil das so viel Spaß macht, wird gleich das nächste Schott auch gebaut.
November 2024
Mal wieder was für zwischendurch: Ich habe mit den Seitentaschen begonnen. Das ist eine herrliche Schnippelei und manchmal auch ein großes Rätselraten. Ganz ehrlich: Allein mit der dem Bausatz beiliegenden Bauanleitung kann man dieses Schiff m.E. nicht bauen. Ich orientiere mich viel an den Fotos, die der Konstrukteur im SOS-Forum in seinem Bericht vom Referenzbau zeigt, die beantworten dann zumeist die Fragen, aber auch nicht alle. Dazu kommt noch, dass einige Teile auf den Bögen falsch beschriftet sind (rechts und links verwechselt bzw. das eine doppelt, das andere gar nicht, also probieren und dann doch das andere ausschneiden...)
Aber das sind Herausforderungen, denen ich mich mit Lust am Modellbau stelle, und wenn was nicht passt, wird es passend gemacht.
Die Seitentaschen nehmen jetzt allmählich Gestalt an, ich sitze da schon zwei Tage dran, und es wird noch dauern, bis die fertig sind.
Nun aber endlich zum wirklich finalen Beplanken. Hier gab es kleine Unstimmigkeiten mit den auszuschneidenden Öffnungen für die Geschützpforten, die ich aber im sehr freundlichen Austausch mit T. Weremko, dem Konstrukteur, klären konnte. Er ist echt immer sehr hilfsbereit, das ist in höchstem Maße zu loben!
Und im Ergebnis sieht es toll aus.