Baubericht HMS Mercury, Kapitel 8: Erste Arbeiten am Heck, Kupfern des Unterwasserschiffes


Ein schöner Hintern...

 Das Heck war ja noch, zumindest so oben rum, offen - das wollte ich endlich ändern. Also ran an den Heckspiegel! Der besteht so aus gefühlt 100 Teilen. Irre, was sich die Shipyard-Leute da alles ausgedacht haben - Kleinigkeiten nur, aber in Summe eben ein feines Ergebnis - und der Heckspiegel ist nun mal ein besonderes Schmuckstück eines Schiffes dieser Zeit. Und natürlich gehört dazu auch die Seitengalerie. Beim Bauen bin ich einfach fast gar nicht zum Fotografieren gekommen - schade, aber man möge es mir nachsehen. Für diejenigen, die hier mitlesen, weil sie vielleicht auch die Mercury bauen oder bauen wollen, der dringende Ratschlag: Gaaaanz langsam, gaaanz behutsam, und die an dem Punkt doch sehr spärliche Bauanleitung sehr gründlich und immer wieder betrachten, um hinter die Logik des Zusammenbaus zu kommen. Und das Schöne ist: Wenn man alle Teile richtig rum anbaut, passt auch alles! Ich bin bei ein paar Trockenproben, die ich immer mache, schier verzweifelt, bis ich gemerkt habe, dass ich ein Teil einfach nur verkehrt herum gehalten habe - nicht immer ist das so eindeutig erkennbar.

Doch nun mal Bilder. Dieser filigrane Streifen will goldiert und dann angebracht werden. (Goldiert - meine neueste Wortschöpfung.)
Und wenn der Kapitän mal für kleine Kapitäne muss, geht er ja nicht nach vorn, sondern hat sein gemütliches Separée.

 

 

 


Die mitgelieferten Fensterfolienteile sind super - man sieht den Kapitänssitz sogar durch die Scheiben.  
Der goldierte Zierstreifen ist nun auch am richtigen Platz.

 

 

 

 

 

Das ganze dann an der Backbordseite. Nach Anbringen der Querstreben wurde die Fensterfront zuerst montiert. Die hier liegenden Teile wurden entsprechend angemalt; das ohne Bemalung bekommt später noch eins von den wenigen schon farbigen und händisch auszuschneidenden Teilen angezogen. Dann kam noch dieses kleine blaue Teil hinzu.


Wozu das benötigt wird, sieht man jetzt: Es ist die Öffnung für die "Köttelrutsche" des stillen Örtchens. Da kommt später noch ein Stück Rohr rein - sieht der Bauplan zwar nicht vor, aber das war im Original auch so, und so etwas ist schnell aus einem dünnen Stück Schlauch hergestellt. Probehalber wurde schon mal die dort vorgesehene Figur reingesetzt - man ahnt schon, wie prächtig das Heck einmal aussehen wird.

 

 


Es sind Teile wie dieses, die den besonderen Reiz und die hohe Qualität des Bausatzes ausmachen. Hübsch goldig gemacht und dann angebracht.

 

 

 

 

 

Wenn das Schiff irgendwann mal fertig ist, wird man dieses Detail wahrscheinlich nur eher zufällig entdecken, aber gerade solche Kleinigkeiten sind es, die dieses Modell aufwerten.
 
Übrigens: Auf alle Stöße, die jetzt noch so gemein das Gesamtbild stören, kommen später noch hübsche Zierleisten, so dass sie dann verschwinden.


Um das klarzustellen, bevor hier Nasen gerümpft werden: Weder Heckspiegel noch Seitengalerie sind fertig. Da kommen später noch etliche Schmuckteile ran, aber logischerweise werde ich die jetzt noch nicht anbringen, da hab ich viel zu viel Angst, dass die beim weiteren Bauen Schaden nehmen.

Es gibt ja, wie weiter vorn bereits erwähnt, einen Bogen mit bedruckten, von Hand auszuschneidenden Teilen. Eins davon sieht man auf den obigen Bildern - der rote Streifen mit dem Goldschmuck. Ich war ja etwas skeptisch, wie die sich am Modell machen würden, aber ich denke, das wird gut, denn schon dieses eine Teil gefällt, ebenso wie die beiden bemalten Teile unterhalb der Heckgalerie. Lediglich für den großen Streifen mit dem Namenszug werde ich mir eine Alternative einfallen lassen - der Schiffsname muss auf jeden Fall erhaben sein.

Eine kleine kritische Anmerkung zum Bausatz habe ich auch noch: Es liegen ja Farben bei. Mal davon abgesehen, dass ich die - fast - gar nicht nutze, finde ich es aber höchst seltsam, was Shipyard in Bezug auf das Blau der Heckteile macht. Da haben sie eine Tube Blau (Farbe Nr. 18) beigelegt. Dennoch lese ich in der Bauanleitung:

Bemalen Elemente mit der Farbe Nr. 18, 06 und 30 im Verhältnis 6:2:1.

Warum man da nicht einfach die passende Farbe beifügt bzw. den Bausatz so konzipiert hat, dass die Farbe Nr. 18 allein das richtige Ergebnis liefert, ist mir schleierhaft. Ich habe jedenfalls für mein Blau zwei Vallejo-Farben (Blue und Sky Blue) etwa 1:1 gemischt und bin damit sehr zufrieden.

Und zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft. Wenn ich dann mal mit dem Takeln beginne, ist mir nicht bange - hilft mir doch die Bauanleitung in allen kritischen Fragen:

Das Anbringen der Takelung beginnt man am Schiffstauwerk.

Gut dass das mal klar ist...


 Admiral of the Copper

 Und nun ging es also ans Eingemachte...

 

Ab diesem Zeitpunkt kann ich das jeweilige Datum mitliefern, an dem das, was gezeigt wird, gebaut wurde.

 

5./6. April 2014

Wenn man an einem Abend ca. 200 Teile verbaut hat, ahnt jeder, der sich mit historischen Schiffen auskennt, was da los war. Richtig, die Kupferung des Rumpfes!
Ich hatte ja weiter vorn schon einen Testlauf mit dem Ruder; nun wurde es ernst. Diese Kupferfolie ist richtig gut, sie lässt sich toll verarbeiten. Die Kupferplättchen werden jeweils zu 19mm abgeschnitten. Wenn es mal 20 oder 18 werden, ist das auch kein Beinbruch. Ich achte darauf, sie beim Anbringen zuerst einmal nur leicht zu fixieren und nur an einer Schmalseite, so kann ich den Sitz noch korrigieren. Und auch beim Andrücken des gesamten Plättchens drücke ich nur ganz leicht auf. Dadurch kann ich, wenn ich sehe, dass es doch nicht richtig sitzt, relativ leicht mit der Spitze eines feinen Cuttermessers den Rand nochmal anheben, das Plättchen vorsichtig abziehen und in die exakte Position bringen. Das geht deshalb so gut, weil ich den Rumpf ja komplett gestrichen habe - ein Glück auch, dass ich da nicht an der falschen Stelle gespart habe! Bin ich mir sicher, dass alles richtig sitzt, wird mit dem Finger ordentlich Druck gemacht und dann mit der Oberfläche des Fingernagels das Plättchen richtig fest angedrückt. Hat man da erst mal seinen Takt gefunden, geht es recht flott von der Hand.
Wichtig ist, dass man die korrekte Verlegerichtung beachtet: Von unten und hinten nach oben und vorn, und stets leicht überlappend. Der Grund ist einfach: Würde man es umgekehrt machen, würden - also in der Realität der damaligen Schiffe - die Kanten der Platten in Fahrtrichtung zeigen, so das Schiff erheblich langsamer machen und außerdem durch den permanenten Strömungsdruck auf die Plattenkanten ein Ablösen provozieren. Im Prinzip ja der Natur abgelauscht, denn auch Fischschuppen sind genau nach diesem Prinzip am Körper des Fisches.

Erst einmal ein paar Bilder:

 

Ich hätte ja nie im Leben gedacht, dass das Kupfern solchen Spaß machen kann - und das meine ich ernst! Mit dieser selbstklebenden Folie arbeitet es sich einfach super, ich bin hochzufrieden. Um so mehr wächst mein Respekt vor Modellbauern, die da wirklich Plättchen für Plättchen einzeln ankleben. Ich meine, das mache ich ja auch, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich da jedesmal noch Leim draufpappen müsste und so... Puh!
Aber so geht es flott voran - das Bild ganz rechts zeigt die Arbeit von heute, also bisher, nach knapp drei Stunden.

 Zwei Stunden später...

Es ist vollbracht! Also zumindest steuerbordseitig. 
Ich bin selbst erschrocken, wie schnell das ging. Aber ich finde, trotz des Tempos kann sich die Qualität auch sehen lassen, so für das allererste Mal Rumpf kupfern. Mir gefällt es jedenfalls, und nächstes Wochenende geht es dann nach Backbord!

11./12. April 2014
Gute Freunde erkennt man daran, dass sie einem auch an den Stellen kritische Worte sagen, an denen man es gar nicht hören will. So kam denn von einem solchen Freund der Hinweis, dass da im Bugbereich ein böser Knick in der oberen Abschlusslinie ist. Und Recht hat er! Ich versuchte, das noch durch vorsichtiges Wegschneiden eines viertel Millimeters Kupfer zu beheben, aber das machte alles noch schlimmer; dazu kam noch, dass da eine blöde Kante ist, die ich erst jetzt entdeckte.
 Also mutig runtergefetzt den Mist und nach dem guten alten Ingenieursmotto "Messen ist Wissen" die Kielwasserlinie geprüft. Oh je, da hatte ich beim ersten Anzeichnen einen tüchtigen Bock geschossen! Die obere Linie im dritten Bild ist die richtige.
Nun also erneut Kupferplättchen geschnitten und aufgeklebt - und jetzt passt es.

 

Und weiter ging es mit der Backbordseite.  Nach zwei kupferreichen Abenden war es dann endlich geschafft.

 

Jetzt kann ich endlich wieder das machen, was ich ja hauptsächlich hier möchte: Kartonmodellbau.